Psychosoziale Versorgung Geflüchteter verbessern

FlüchtlingspolitikKatina Schubert

53. Sitzung des Abgeordnetenhauses von Berlin, 30. Januar 2020

Zu "Psychosoziale Versorgung Geflüchteter verbessern: Übergangsstrukturen stärken, Regelsysteme öffnen!" zum Antrag der Fraktion der SPD, der Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Drucksache 18/1819

Katina Schubert (LINKE):

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben den Antrag hier schon ein paarmal beraten, sowohl hier im Plenum aus auch im Ausschuss. Ich denke, es ist ein guter und vernünftiger Antrag. Wenn man sich die Ereignisse der letzten Wochen und Monate ansieht, dann ist er umso notwendiger. Bevor jetzt wieder der Einwand kommt, wir müssten uns um alle psychisch erkrankten Menschen in Berlin kümmern, wir müssten für alle psychisch erkrankten Menschen ein vernünftiges System haben, ja, das ist so. Trotzdem ist es so, dass bestimmte Gruppen bestimmte Bedarfe und bestimmte Notwendigkeiten haben. Geflüchtete haben eine Geschichte hinter sich, die andere nicht hinter sich haben. Sie haben auf ihrer Flucht Dinge erlebt, haben Traumata erlitten, die andere so nicht erlebt haben. Deswegen ist nicht eine Behandlung gleich wie die andere, deswegen gibt es unterschiedliche Bedarfsgruppen.

Wir haben in dem Antrag mehrere Forderungen erhoben, die notwendig sind, um eine bedarfsgerechte psycho-soziale Versorgung für Geflüchtete zu garantieren. Das bezieht sich sowohl auf Übergangsstrukturen wie auch auf die Regelsysteme, das bezieht sich auf Aktivitäten, die auf bezirklicher Ebene organisiert werden müssen, genauso wie auf die der Landesebene. Was ausgesprochen erfreulich ist, ist, dass es uns mit den Haushaltsberatungen und mit dem Haushalt 2021/2022 gelungen ist, tatsächlich auch schon diese Übergangsstrukturen und die Verstetigung des Übergangs in die Regelsysteme haushaltsmäßig abzusichern und strukturell vorzuklären.

Wir haben es geschafft, dass die Mittel für die Arbeit mit den geflüchteten Menschen auf der bezirklichen Ebene in den Regelstrukturen gestärkt werden, dass es mehr Personal gibt. Wir haben es auch geschafft, dass wir die Clearingstelle bei der Charité überführen konnten in das Berliner Netzwerk für besonders Schutzbedürftige, die das im Bereich der Erstaufnahme, der Erstidentifikation von Bedarfen, Behandlungsbedarfen, Therapiebedarfen, Beratungsbedarfen übernommen haben.

Unsere große Herausforderung, vor der wir stehen, ist das Thema Sprachmittlung. Egal, worum es jetzt geht, in der Beratungsarbeit, in der Unterstützungsarbeit, aber in diesem Bereich natürlich ganz besonders, wo es auch um sehr innere Dinge geht, sehr emotionale Dinge, wo ganz persönliche Erlebnisse verarbeitet werden müssen, kommt es sehr darauf an: Können diejenigen, die behandeln, auch verstehen, was der Mensch sagt, der behandelt werden muss? Deswegen haben wir uns auch entschieden, weil das nicht mit dem Google-Übersetzer geht, und weil das nicht irgendwie mit Radebrechen und Hand- und Fußzeichen geht, dass wir einen Pool aufbauen mit Sprachmittlerinnen und Sprachmittlern für die unterschiedlichen Anforderungen. Das wird unser nächstes großes Vorhaben sein, und dann, denke ich, werden wir es auch hinbekommen, in Berlin ein sehr effizientes, gutes, menschengerechtes und vernünftiges System der psychosozialen Versorgung aufzubauen. – Danke schön!